SCHIELEN
Mit Schielen oder Strabismus (griechisch στραβισμός strabismós ,Schielen‘) wird eine Augenmuskelgleichgewichtsstörung bezeichnet, die sich in einer Fehlstellung beider Augen zueinander ausdrückt. Hierbei weicht die Richtung ihrer Gesichtslinien beim Betrachten (Fixieren) eines Objektes zeitweise oder dauerhaft voneinander ab.
Ausmaß und Form dieser Fehlstellung können, auch in Abhängigkeit von der Objektentfernung und Blickrichtung, sehr unterschiedlich sein, sind mit verschiedenen Methoden relativ genau messbar und ergeben als Resultat einen oder mehrere sogenannte Schielwinkel. Es gibt Formen von Schielen, die in der Regel nicht krankhaft, sondern lediglich Ausdruck einer Normvariante sind. Sie stellen die physiologische Abweichung von einer Idealform dar. Viele Schielformen sind jedoch eine ernsthafte Erkrankung mit schweren funktionellen Sehbehinderungen und gehen als solche weit über ein rein kosmetisches Problem hinaus. Sie können dabei angeboren, durch einen Unfall erworben oder im Zuge anderer Erkrankungen (beispielsweise Albinismus oder Schlaganfall) entstanden sein.
Frühkindlichen und angeborenen Schielformen ist zu eigen, dass ein möglichst früher und konsequenter Behandlungsbeginn eine entscheidende Voraussetzung für eine Verbesserung oder gar Heilung darstellt.
In Mitteleuropa sind etwa sechs Prozent der Bevölkerung von einem krankhaften Schielen betroffen. Die Anlage zum Schielen ist vererbbar. Diagnostik und Therapie sind in den augenheilkundlichen Spezialgebieten der Strabologie und Neuroophthalmologie angesiedelt. Befragen Sioe dazu gern Ihren Augenarzt oder auch kompetenten Augenoptiker.
Es gibt wie bei manifesten Schielerkrankungen verschiedene Formen, die sich durch die Richtung ihrer Abweichung definieren. Ein latentes Schielen, bei dem eine Abweichung nach innen zur Nase hin besteht, wird Esophorie, eines nach außen zur Schläfe hin Exophorie genannt. Latente Abweichungen nach oben heißen Hyperphorie, nach unten Hypophorie. Ein latentes Verrollungsschielen wird als Zyklophorie bezeichnet, je nach Richtung der Abweichung Inzyklo- oder Exzyklophorie.
Kinder und Schielen
Was sollte man dazu wissen? So kann man ggf schon ein wenig „vorselektieren“ mit welcher „Problematik“ das Kinde mit seinem Augen zu tun hat. Bitte diagnostizieren Sie nicht selbst, holen Sie immer den Rat von Spezialisten ein. Fragen Sie den Augenarzt Ihres Vertrauens und Ihren Augenoptiker.
Schielen bei Kindern ist besonders häufig: Ungefähr drei Prozent aller Kinder leiden zu einem Zeitpunkt Ihrer Kindheit an Begleitschielen, in über der Hälfte der Fälle vor Erreichen des dritten Lebensjahres. Da das Gehirn von Kindern sich noch stark entwickelt, erkennt das Gehirn die falsche Bildinformation des schielenden Auges als fehlerhaft und unterdrückt diese Information. Dadurch kann die Entwicklung der Sehleistung durch den Strabismus dauerhaft Schaden nehmen. Deswegen ist es besonders wichtig, Schielen bei Kindern früh zu behandeln. Zögern Sie nicht im Interesse Ihres Kindes und lassen sie sich bitte beraten und holen verschiedenen Meinungen von Experten ein.
Eine Brillenkorrektur nimmt Einfluss auf die Sehschärfe und in manchen Fällen auf die Stellung der Augen. Üblicherweise wird zunächst durch eine augenärztliche Untersuchung (Refraktionsmessung), die mit speziellen Augentropfen zur vorübergehenden Pupillenerweiterung und Ausschaltung der Akkommodation vorbereitet wird, abgeklärt, ob der Patient eine Fehlsichtigkeit hat und eine Brillenkorrektur benötigt. Besonders bei einer höhergradigen Hyperopie (Über- oder im allgemeinen Sprachgebrauch Weitsichtigkeit) oder akkommodativ bedingtem Schielen ist dies notwendig, da dieser Brechungsfehler in unkorrigiertem Zustand immer einen mehr oder weniger ausgeprägten Einfluss auf die Größe eines Schielwinkels hat.
Bei einigen Patienten wird der Schielwinkel durch eine Brillenkorrektur so beeinflusst, dass er kaum oder gar nicht mehr sichtbar ist. Dieser Umstand ersetzt in keinem Fall eine Pflasterokklusion, kann jedoch in manchen Fällen eine Schieloperation überflüssig machen.
Heterotropie
Beim manifesten Schielen ist die Verschiebung der Blickachse sichtbar, obwohl der Grad oft vom Betrachtungswinkel abhängt. Tritt das Schielen nur zeitweilig auf, etwa wenn jemand müde, oder ein Auge abgedeckt ist, spricht man von latentem Schielen oder Heterophobie. Grundsätzlich unterscheidet man hier in:
Begleitschielen
Das Begleitschielen wird medizinisch als Strabismus concomitans bezeichnet. Hier bleibt der Schielwinkel bei allen Augenbewegungen konstant, das heißt, ein Auge „begleitet“ das andere. Räumliches Sehen ist nicht möglich, meist ist die Sehschärfe des schielenden Auges schwächer. Begleitschielen tritt in den meisten Fällen bei Kindern auf.
Lähmungsschielen
Beim Lähmungsschielen (Strabismus paralyticus oder Strabismus incomitans) fällt ein Muskel oder ein versorgender Nerv der Augenmuskulatur aus. Dadurch kann sich das Auge nicht mehr vollständig bewegen, es entsteht eine Fehlstellung.
Anders als beim Begleitschielen sind vom Lähmungsschielen alle Altersklassen betroffen. Da es meist als plötzlicher Strabismus ohne Warnsignale auftritt, kommt es zu Doppelbildern und einer falschen räumlichen Einschätzung. Wird der Kopf schräg-seitlich gehalten, kann man das Schielen oft minimieren, da die Halsmuskeln den ganzen Kopf in eine schräge Position bringen, sodass das Auge geradeaus schaut, obwohl das Auge seitlich aus der Augenhöhle blickt.
Quelle und eigene Erfahrungen …